Der Dominikaner, der falsche Papiere besorgte

 

Pater Aurelius Arkenau
Foto: ZFA
Pater Aurelius Arkenau versteckte über 100 Menschen, Juden und andere Verfolgte des Naziregimes auf dem Dachboden seines Klosters. Über den katholischen Untergrund beschaffte er ihnen Geld und Papiere.

Von Beate Kosmala

Der Leipziger Dominikanerpater Aurelius Arkenau erlebte 1941 aus nächster Nähe mit, wie Juden deportiert wurden. Damals reifte sein Entschluss, jüdischen Menschen in seinem Umfeld, die von der Verschleppung bedroht waren, zur Flucht zu verhelfen. Doch seine Gegnerschaft zum Regime reifte schon lange vorher. Arkenau wurde 1900 im oldenburgischen Essen als viertes von sechs Kindern einer katholischen bäuerlichen Familie geboren. Er war tief gläubig, galt unter Freunden aber auch als sehr lebenslustig.

Nach dem Abitur trat er 1921 in Düsseldorf in den Dominikanerorden ein, studierte Philosophie und Theologie und wurde schließlich Priester. Der junge Dominikaner war national-konservativ geprägt. Daher empfand er bis 1934 durchaus Sympathien für die Nationalsozialisten. Als er jedoch 1934 als Seelsorger nach Berlin geschickt wurde, wo er von 1937 bis 1940 im Dominikanerkonvent St. Paulus als Prior tätig war, wurde er angesichts der sichtbaren politischen und rassistischen Verfolgung schnell zum Nazigegner. Später unterhielt er Kontakte zum «Kreisauer Kreis» und zur katholischen Untergrundbewegung «Freies Deutschland». Seit 1940 war er in Leipzig als Gefängnisseelsorger tätig.

 

Auf dem Dachboden Verfolgte versteckt

Das Schlüsselerlebnis für seine riskante Hilfe für Juden wurde eine Deportationsszene in Magdeburg, die er auf dem Weg nach Südoldenburg beobachtete. Seit dieser Zeit versteckte er mehr als 100 Menschen, darunter etwa 20 Juden, zeitweilig auf dem Dachboden seines Klosters in Leipzig-Wahren und stattete die Verfolgten mit falschen Pässen und Geld aus. Etwa zwanzig mal wurde er von der Gestapo auch unter Anwendung von physischer Gewalt verhört.

Zu den Menschen, die durch ihn gerettet wurden, gehören unter anderem Käthe Leibel und ihr kleiner Sohn Joachim, der 1943 von Arkenau getauft wurde. Frau Leibel erhielt durch Pater Arkenau einen falschen Pass, den er über seine Kontakte in Berlin beschaffen konnte. Mit diesem Pass konnte sie im Februar 1943 der Deportation entgehen und auf einem Gärtnereigelände mit ihrem Sohn überleben. Arkenau hatte mehrere Helfer, zu denen sein guter Freund Dr. Max Josef Metzger gehörte, der 1944 als Nazigegner hingerichtet wurde.

Die Helfer unterstützten den Pater bei der Beschaffung von Pässen oder mit der ärztlichen Versorgung der Untergetauchten. Unter ihnen war etwa Ludowika Wolf, die in ihrer Leipziger Wohnung jüdische Familien versteckte. Arkenau blieb bis 1946 in Leipzig und engagierte sich nach der Befreiung sowohl für Vertriebene als auch zurückkehrende Kriegsgefangene. 1991 starb er im Altenheim der Dominikanerinnen des Klosters «Maria Hilf» in Bedburg-Kirchherten. Im August 1999 wurde er postum von Yad Vashem als «Gerechter unter den Völkern» ausgezeichnet.


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