Doch diese Zeiten sind vorbei. Seit sie sich der neuen Hamburger Bewegung jenseits des Schönheits-Wahns angeschlossen haben, gilt für sie das Motto "Herrlich hässlich".
So heißt auch das Buch der Club-Gründer Regina (39) und Harald Gasper (41), die darin begründen wollen, "warum die Welt nicht den Schönen gehört". Beide fanden sich insbesondere als junge Menschen "hässlich", dann zueinander und später zu einem gesunden Selbstbewusstsein. Der 41-Jährige ist inzwischen Kreativ-Direktor in einer großen Werbeagentur, seine Frau Journalistin.
Im "Mekka der Hässlichen", dem italienischen Alpendorf Piobbico, holten sich die beiden vor einem Jahr die Anregung für Deutschlands ersten "Club der Hässlichen". In dem Bergdorf reicht die Tradition des "Club dei Brutti" bis ins 17. Jahrhundert zurück. Schon damals veranstalteten die Väter weniger schöner Töchter ein Fest, um ältere Jungfern und Junggesellen der Nachbardörfer zusammen zu bringen. Ende der 70er Jahre wurde die Tradition wieder belebt - mit Erfolg. "Bis zu 3000 Menschen kommen jährlich zum Fest der Hässlichen in die Berge", erzählt Gasper.
Beim ersten Treffen des deutschen Ablegers Anfang Oktober in Hamburg waren es es immerhin rund 100 Leute - davon sind inzwischen 40 schon Mitglied - die meisten zwischen 30 und 40 Jahre alt. Der Club-Gründer ist zuversichtlich, "dass wir bald viele sind". Zum nächsten Treffen im November haben sich neue Interessenten angesagt.
Das Thema ist den Gaspers ernst. Im Club sei jeder willkommen, der sich nicht schön findet und darunter leidet. Viele Menschen mit angeblichen äußeren Defiziten neigen nach den Worten des 41-Jährigen dazu, sich zu verkriechen. "Dabei müssen gerade die Hässlichen aktiv werden", sagt der hoch gewachsene Club-Gründer, der eigentlich keine sichtbaren Mängel hat. Nicht schön im Sinne der Werbung zu sein, sei oft Ansporn, etwas Besonderes zu leisten. Voraussetzung dafür, Ideen auch in die Tat umzusetzen, sei aber genügend Selbstbewusstsein. "Dazu soll der Austausch im Club beitragen", sagt Gasper.